Computer im Musenhain

Zum 60. Geburtstag von Andrea Rapp, Professorin für Computerphilologie und Mediävistik an der Technischen Universität Darmstadt, haben Sabine Bartsch, Luise Borek und Philipp eine Festschrift mit dem wunderbaren Titel Computer im Musenhain – Von träumenden Büchern und der Aura des Digitalen herausgegeben:

Die Inhalte dieser Festschrift für Andrea Rapp reichen von Wolfram über Lichtenberg zu Goethe, von Liebesbriefen bis zu virtuellen Forschungsumgebungen, Informationsinfrastrukturen und Open Access. Der Titel der Festschrift […] greift Wechselwirkungen auf, die entstehen, wenn Philologie und Technologie zusammengedacht und zusammengebracht werden.

Abstract, TU Prints der ULB Darmstadt

Ich hatte die Ehre, das Titelbild für diese Festschrift zu gestalten. Und was liegt angesichts der aktuellen Entwicklung rund um auf künstlicher Intelligenz basierender Bildgeneratoren näher als das Titelbild für einen Band, bei dem es um die Verschränkung von Geisteswissenschaften mit digitalen Methoden geht, das Titelbild mit genau einem solchen Bildgenerator zu gestalten? Richtig, nichts. Also habe ich mir verschiedene Bildgeneratoren angeguckt und mir schließlich ein Abo für Midjourney geholt, um die Möglichkeiten voll auszuschöpfen.

Hier das Ergebnis:

Dieses Bild hat Midjourney jedoch nicht auf Anhieb erzeugt. Vielmehr ging der Bilderzeugung ein Lernprozess meinerseits voraus, d.h. ich musste lernen, wie ich mit der KI so kommuniziere, dass ich bekomme, was ich will. So viel zum neuen Berufsbild des Prompt Generators. Auf dieser Reise sind ein paar Bilder entstanden, die ich euch zeigen möchte, da sie einfach sehr seltsam sind und ich mich gefragt habe, was sich die KI hierbei „gedacht“ hat.

Der Prompt mit dem wortwörtlichen Bildtitel hat zum Beispiel folgendes Ergebnis zu Tage gebracht:

Der Prompt „Musenhain“ (ohne weitere Spezifizierung) führt interessanterweise zu einem ganz eigenen Bildtypus mit einer dämonischen Frauengestalt, die mich auf unbestimmte Weise an ein Plattencover erinnert. Aus kunsthistorischer Sicht wäre es sehr spannend, dem Ursprung dieser Ikonographie mit der starken Symmetrie, dem Kopfschmuck und den „blutigen“ Augen näher nachzugehen, doch sollen an dieser Stelle die Beispiele reichen:

Außerdem konnte ich einen Hang zu dystopischen Bildwelten feststellen:

Fazit: Es macht großen Spaß, kann einen im Detail aber auch in die Verzweiflung treiben! Midjourney ist ein mächtiges Werkzeug und ich bin – trotz vieler Vorbehalte gegenüber Bildgeneratoren aus der Kreativbranche – gespannt auf die weiteren Entwicklungen und sicher, dass Künstler*innen sich der neuen Möglichkeiten ermächtigen werden.