Vor einigen Wochen hatten Künstlerinnen und Künstler im Göttinger Umland ihre Ateliers für ein Wochenende lang geöffnet und ich habe hierbei einen Papiermacher in Asche kennengelernt: Andreas Kulpe. Da ich in den letzten Jahren zunehmend digital gearbeitet habe, hat mich die Haptik und Materialität der selbstgeschöpften Papiere sofort gefangen genommen. Ein rot eingefärbtes Spargelpapier – Papier aus echtem Spargel! – hat mich besonders in seinen Bann gezogen… faserig, löchrig… gesehen, gefühlt, gekauft und die Fliegenpilze weiter transformiert. Ihre Hüte bestehen nun aus dem roten Papier und die weißen Flocken sind indirekt dargestellt durch die Löcher im Papier. Seht her und fühlt es!
Kategorie: Kunst
Fliegenpilz-Transformation
Fliegenpilze sind giftig und wunderschön. Vor längerer Zeit habe ich Giftpilze gezeichnet, mit Bleistift, und beim tristen Herbstwetter bekam ich Lust, mit diesen Bildern weiterzuarbeiten. Dafür habe ich die Bleistiftzeichnungen zum Ausgangspunkt genommen, um eine lineare Zeichnung mit einem Fineliner anzufertigen. Auch die zeitanzeigende Schnecke der Küchenuhr habe ich ‚linearisiert‘ und Pilze und Schnecken schließlich digital zu einem in sich homogenen Bild zusammengefügt. Auf diese Weise wurden die Pilze nicht nur zeichnerisch transformiert, sondern auch inhaltlich: Die Schnecken erwachsen aus dem Pilz bzw. bildet der Pilz ihr Gehäuse.
Schneckenpilz:
Pilzschnecke:
Ralice
Wie sieht sie wohl aus, die Gespielin des Plabbits? Hier ist die Antwort: Eine Kreuzung aus Alice – wiederum gezeichnet von John Tenniel – und einer weiblichen Variante des Playboy-Hasen, mit einer rosaroten Schleife am Ohr…
Plabbit
Küchenuhr
Zeit fließt bekanntlich viel zu schnell davon, wenn man viel von ihr braucht, und kriecht dahin, wenn sie schnell vergehen soll. Den unentrinnbaren Fortgang der Zeit zeigen Uhren an. Mit jedem Ticken verstreicht eine Sekunde – zumindest war das früher so, als es noch keine Digitaluhren und Mobiltelefone gab. In dieser früheren Zeit gab es Porzellanuhren, z.B. von Junghans, die in keiner Küche fehlen durften. Eine solche habe ich am Wochenende umgestaltet, d.h. mit einem neuen Zifferblatt versehen, an dessen Rand Schnecken sinnbildlich im Uhrzeigersinn entlangkriechen.
Pendelbaum (Teil II)
Für meine Ausstellung habe ich kleine Büchlein mit meinem Pendelbaum-Text in Kleinstauflage angefertigt. Hierfür habe ich die Pendelbaum-Zeichnung digital koloriert und die einzelnen Wörter in changierenden Rottönen eingefärbt. Bilder und Texte habe ich auf Büttenpapier gedruckt, per Hand zugeschnitten und mit einer Fadenheftung gebunden. Außerdem habe ich zu jedem der Büchlein einen farbigen Schutzumschlag angefertigt. Et voilà:
Werwolf
Wer mich noch aus Studienzeiten kennt, weiß, dass ich liebend gerne Mafia gespielt habe. Dieses Spiel hat in den letzten Jahren in seiner Werwolf-Variante zunehmend an Popularität gewonnen. Inspiriert hiervon habe ich schon vor einiger Zeit eigene Charaktere entworfen, die ich nun weiterentwickelt habe. Neben dem obligatorischem Werwolf sind dies der Notarzt, die Dame im Pelzrock, die Seherin, der Jäger, ein Werwolf im Schafspelz, die Kupplerin sowie ein Schafsmensch. Allen gemein ist, dass sie in einer Handlung ‚verstrickt‘ sind, deren Verlauf stark durch ihre jeweiligen Wesenszüge geprägt wird und doch unvorhersehbar ist. Deshalb zieht sich in dieser achtteiligen Bildserie ein Faden durch jedes Blatt, zu Buchstaben geformt. So entsteht eine Geschichte, vervollständigt im Spiel oder aber im Kopf eines jeden Betrachters.
Gamsbart (Color)
Wie manch einer vielleicht schon festgestellt haben mag, macht es mir in letzter Zeit enormen Spaß mit Farbe zu arbeiten. Schwalbenschwanz und Tagpfauenauge sind direkt mit Buntstift gezeichnet, der graue Frosch hingegen ist digital ergrünt und wurde so schließlich zu einem K(R)ÖNIG. Nun ist die an sich bartlose Gams an der Reihe: Mit Bleistift gezeichnet, eingescannt und digital nachkoloriert.
Vorher:
K(R)ÖNIG
Es war einmal ein grauer Frosch, der Farbe bekannt hat. Aus diesem Grund wurde er vor kurzem gekrönt. Doch, halt, dieser Frosch ist gar kein Frosch und damit auch kein Froschkönig, sondern eine Kröte. Dennoch: Die Kröte ist ein König, ein Krötenkönig, ein Krönig.
Einheimisches Schmetterlingsfraktal (Tagpfauenauge)
Schmetterlinge und Fraktale haben es mir angetan. Daher habe ich gleich noch einen zweiten Schmetterling gezeichnet und in ein Fraktal verwandelt – diesmal ist es aber kein Schwalbenschwanz, sondern ein Tagpfauenauge (lat. aglais io), ebenfalls einheimisch.
Einheimisches Schmetterlingsfraktal (Schwalbenschwanz)
Schmetterlinge sind faszinierende Tiere, Fraktale sind faszinierende Gebilde. Warum also nicht mal beides kombinieren? Der Schwalbenschwanz ist ein einheimischer Schmetterling aus der Familie der Ritterfalter. Die einfachste Form eines Fraktals, das heißt eines sich selbstähnlichen Gebildes, ist der so genannte Pythagoras-Baum, bei dem an die Ausgangsform – ein Quadrat, ein Schmetterling – wiederholt und in verkleinerter Form zwei Quadrate, zwei Schmetterlinge, so angefügt werden, dass der Zwischenraum ein rechtwinkliges Dreieck bildet.
Ein grauer Frosch bekennt Farbe
Es war einmal ein grauer Frosch, gezeichnet mit Bleistift. Lange Zeit war er mit seinem Dasein sehr zufrieden – bis er erkannte, dass Frösche in der Regel grün sind, nicht grau. Er fühlte sich farblos. Da kam ihm seine Schöpferin entgegen und beschloss ihm mittels eines Bildbearbeitungsprogramms Farbe zu verleihen. Nun ist er ein grüner Frosch. Er überlegt, welcher Hintergrund ihm am besten steht und stellt überrascht fest, dass Grüntöne erstaunlich gut mit Rosa harmonieren.