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App Art: DECISION MAKER


Der DECISION MAKER ist eine App, die ich zusammen mit Maggy Boehme, Christian Boehme und Daniel Kurzawe entwickelt habe und die sich als ein künstlerischer Beitrag in der vielfältigen Welt mobiler Applikationen versteht (siehe hierzu auch die Website von Goodthingy). Die App ist momentan für Android im Google Play Store zu erhalten, eine erweiterte Version für iOS ist in Arbeit.

Wir haben die App beim ZKM Karlsruhe zur Teilname am App Art Award 2014 eingereicht, aber leider nicht gewonnen. Bekanntlich zählt der olympische Gedanke und ich denke, dass diejenigen, die sich die Zeit nehmen, die App bei einem Spaziergang auszuprobieren, Erfahrungen machen, die einzigartig sind. Uns ist dies jedenfalls geglückt.

Welche Gedanken hinter der App stecken, lässt sich auf die simple Formel Entscheidungen quälen – Entscheidungen fordern heraus bringen, sind aber höchst komplex: Wo sind wir und wo wollen wir hin? Wie lässt sich eine Stadt erleben, wenn wir unsere Entscheidungen abgeben und ab wann widersetzt man sich seinem Souverän? Dieser Antagonismus, der Konflikt zwischen Folgsamkeit und Eigenwille, wird durch den DECISION MAKER verdeutlicht, doch auch persifliert.

Der DECISION MAKER nimmt ‘wegweisende’ Entscheidungen ab, wie es üblich ist in einer technokratischen Welt. Man vertraut seiner Wahl oder zweifelt sie an. Doch diese Entscheidung muss der User bewusst treffen. An jedem Punkt des Weges, an jeder Gabelung steht es dem User frei eine Frage an den DECISION MAKER zu stellen. Dieser gibt Antwort und erwartet Folgsamkeit. Lehnt man seine Befehle ab, muss man mit einem bissigen Kommentar rechnen. Überhaupt quittiert der DECISION MAKER alles, was man tut, und wertet auf Grundlage des Entscheidungsverhaltens die Persönlichkeit des Users aus. Als Belohnung gibt er ihm, seinem Zögling, schließlich die Möglichkeit das Ergebnis in die große weite Netzwelt zu zwitschern.

Nimmt man die Wegführung in Anspruch, ermöglicht das eine Erkundung des urbanen Raumes fernab von gewohnten Trampelpfaden. Zugleich eröffnet eine totale Hingabe einen neuen Blick nicht nur auf die Umgebung des Flaneurs, sondern vor allem auch auf ihn selbst. Mag es anfangs noch leicht oder sogar angenehm sein, seine Entscheidungen an den elektronischen Begleiter abzugeben, wird dies von Entscheidung zu Entscheidung schwerer. Man merkt: Selbstaufgabe erfordert Disziplin.

Die App spielt mit klassischen Kontroversen zur Willensfreiheit, wie wir sie von H.G. Frankfurt kennen: Wer trifft bewusste Entscheidungen und aus welcher Perspektive sind diese wirklich frei? Beispiel: Wenn der DECISION MAKER dir einen Weg vorschlägt, den du selbst gehen wolltest, folgst du dann deinem freien Willen?

 

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Smaragdisierung

Hier kommt nun die Fortsetzung des Blogbeitrages Kristallbild. Ausgehend von konkret und materiell vorliegenden Buchseiten, sind vier Kristallzeichnungen entstanden. Da Deleuze an einer Stelle von Smaragden spricht, von grünen Kristallen, habe ich die entstandenen Kristallzeichnungen grün eingefärbt. Fertig ist das Experiment!

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Kristallbild

Langweilige Zugfahrten bringen es manchmal mit sich, dass man auf (gute) Ideen kommt. Letztens hatte ich mein Skizzenbuch dabei, doch spannende Motive waren nicht in Sicht, so dass ich damit anfing vor mich hin zu kritzeln. Ich zeichnete Punkte, verband sie mit Linien, versuchte die entstandene Fläche dreidimensional darzustellen und fand schließlich zu einem systematischen Verfahren, um kristallin aussehende Formen entstehen zu lassen. Nachdem ich das Prinzip x-mal durchgespielt habe, hat es mich gestört, dass ich die Punkte, die zu Beginn eines jeden Kristalls stehen, beliebig setze, ihre Anordnung zufällig ist. Wäre es nicht interessanter, wenn sie durch irgendetwas vorgegeben wären? Dieses irgendetwas war schnell gefunden: Betrachtet man eine Buchseite und markiert bestimmte Wörter, dann erhält man gewissermaßen solche Ausgangspunkte. Musste also nur noch ein Buch her, das sich mit Kristallen beschäftigt, so dass nicht nur eine rein formale, sondern eine semantisch aufgeladene Bild-Text-Relation entsteht. Chemie? Nein, Deleuze!

Gilles Deleuze, ein moderner Klassiker. In seinem Buch Das Zeit-Bild. Kino 2 (dt. 1997, orig. 1985) prägt er den Begriff des Kristallbildes. Dieser besonderen Form des Zeit-Bildes widmet er sein viertes Kapitel. Ich habe mir hier das erste Unterkapitel vorgenommen und alle Wörter markiert, die mit Kristallen zu tun haben (Kristallbild, kristallin, kristallisieren etc.). In meiner Ausgabe (Suhrkamp) häufen sich derartige Wörter besonders auf den Seiten 96, 99, 103 und 104, weshalb ich beschlossen habe, diese Buchseiten zu kristallisieren. Ich habe Transparentpapier über die Seiten gelegt, und an Stelle jedes markierten Wortes einen Punkt gesetzt, die die Ausgangspunkte für die Zeichnung bilden. Entstanden sind vier verschiedene Kristalle, die in direkter Relation zum Text stehen.

Der erste Kristall zeigt das Verfahren, macht das Schema deutlich, aber auch, dass ausgehend von einer Grundform unzählige Variationen möglich sind, insofern zwar die Anzahl, aber nicht der Winkel und die Länge der abgehenden Striche vorgegeben sind. Zudem sind die vier Kristalle Handzeichnungen, keine lupenreinen Kristalle. Doch das steigert ihren Wert.

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Gamsbart

Fest im kollektiven Gedächtnis verankert ist der Bayer mit seiner Lederhos’n und Gamsbart, auch wenn er in dieser Gestalt inzwischen eher selten und vorwiegend auf der Wies’n anzutreffen ist. Das Gamswild ist in den Alpen beheimatet und im Großen und Ganzen ziemlich bartlos. Die Gams, im Hochdeutschen bekannt als Gämse, besitzt also keinen Gamsbart – es sei denn, man setzt ihr einen Hut mit einem ebensolchen auf.

Gamsbart

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Eisvogel. Vogeleis.

Ich hatte Lust einen Eisvogel zu zeichnen, mit Aquarellbuntstift. Das Ergebnis sah ziemlich verlaufen aus, nicht unbedingt so, wie ich es mir vorgestellt hatte… doch wollte ich trotzdem etwas daraus machen. Aufgrund der kugeligen Figur des Vogels und der Tropfen, die ein wenig an geschmolzene Eiscreme erinnern, war das Wortspiel schnell gefunden. Guten Appetit!

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