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4D-Visualisierung: Geocaching

Meine Geocachingaktivitäten sind mit lediglich 36 founds in sieben Jahren nicht gerade umwerfend, aber ausreichend um den DARIAH-DE-GeoBrowser zu testen und ein nettes Anwendungsszenario zu kreieren. Jeder cache besitzt Geokoordinaten und wird bei einem Fund geloggt, so dass die beiden formalen Voraussetzungen, um mit dem GeoBrowser zu arbeiten, erfüllt sind. Meine mit dem GeoBrowser erstellte 4D-Visualisierung zeigt folglich, wann ich an welchem Ort welchen cache gefunden und geloggt habe. Mein ‚Jagdverhalten‘ mit deutlichen Aktivitäts- und Ruhephasen mit Fokus auf Wohn- und Urlaubsorte innerhalb Deutschlands wird damit sichtbar.

Geocaching

 

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Rethinking Michel Foucault

Michel Foucault spricht in seinem Aufsatz Andere Räume (frz. Des espaces autres, 1967) über so genannte Heterotopien. Diese anderen Orte nennt er in Abgrenzung zu den Utopien, den Nicht-Orten, deshalb Heterotopien, da sie zwar andere, aber dennoch wirkliche Orte sind, die sich durch eine Art Spiegelungsverhältnis zu ihrer Umwelt auszeichnen, insofern sie auf sie verweisen, sie repräsentieren, reflektieren, umkehren.

Foucault benennt sechs Grundsätze, die als Wesenszüge von Heterotopien verstanden werden können, und die in ihrer Gesamtheit das Verständnis dessen, was Foucault unter einer Heterotopie versteht, befördern. Dies sind:

  1. Es gibt wahrscheinlich keine einzige Kultur auf der Welt, die nicht Heterotopien etabliert.
  2. Eine Gesellschaft kann im Laufe ihrer Geschichte eine immer noch existierende Heterotopie anders funktionieren lassen.
  3. Die Heterotopie vermag an einem einzigen Ort mehrere Räume, mehrere Platzierungen zusammenzulegen, die an sich unvereinbar sind.
  4. Die Heterotopien sind häufig an Zeitschnitte gebunden, d.h. an etwas, was man symmetrischerweise Heterochronien nennen könnte.
  5. Die Heterotopien setzen immer ein System von Öffnungen und Schließungen voraus, das sie gleichzeitig isoliert und durchdringlich macht.
  6. Heterotopien haben gegenüber dem verbleibenden Raum eine Funktion.

– Michel Foucault: Andere Räume, in: Barck, Karlheinz (Hg.): Aisthesis. Wahrnehmung heute oder Perspektiven einer anderen Ästhetik, Leipzig 1992, S. 34-46

Mich interessieren Kinos und Museen, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Die Frage, die ich mir nun stelle, lautet: Wie kann man sich diesen Orten mit Foucault nähern? Ganz klar: Beide Orte sind Heterotopien. Das Kino benennt Foucault im Zuge seiner Erläuterungen zum dritten Grundsatz als eine Heterotopie, denn „so ist das Kino ein merkwürdiger viereckiger Saal, in dessen Hintergrund man einen zweidimensionalen Schirm einen dreidimensionalen Raum sich projizieren sieht.“ (S. 42) Das Museum dagegen legt in Analogie zum Kino nicht mehrere Orte, sondern Zeiten zusammen, lässt durch die Akkumulation von Objekten, der die Idee innewohnt, „an einem Ort alle Zeiten, alle Epochen, alle Formen, alle Geschmäcker einzuschließen, die Idee, einen Ort aller Zeiten zu installieren“ (S. 43), die Zeit gleichsam zu Raum kondensieren.

Beim Kino handelt es sich folglich um eine Heterotopie des Ortes, bei dem Museum um eine der Zeit. Wenn nun aber im Museum Videos oder Filme gezeigt werden, wie es seit Beginn der 1990er Jahre mehr und mehr zum Usus geworden ist, dann verwandeln sich die musealen Räume zu kleinen Kinos und die aufgemachte Differenz zwischen den beiden Orten schwindet. Die dem Museum eigene Tendenz zur Verräumlichung der Zeit lebt dabei in Film- und Videoinstallationen zwar insofern fort, als sie Ungleichzeitiges simultan auf ihren verschiedenen Screens zu zeigen vermögen. Mit der Splitscreen steht diese Möglichkeit prinzipiell auch dem Kino offen, so dass Abgrenzungskriterien entweder im Gebrauch multipler bzw. gesplitteter Projektionen oder woanders gesucht werden müssen. Vielleicht hilft hier ja ein Blick auf die anderen Grundsätze?

Betrachtet man den ersten Grundsatz, so zielt dieser meines Erachtens nicht darauf ab, dass es sich bei Kinos und Museen nur dann um Heterotopien handelt, wenn nachweislich jede Kultur Kinos und Museen hervorbringt. Wie auch sollte man diesen Nachweis erbringen? Vielmehr spricht Foucault davon, dass jede Kultur Krisen- oder Abweichungsheterotopien hervorbringt, die sich darauf begründen, dass es stets Individuen gibt, die sich gegenüber ihrer Umwelt in einem regelhaften Krisenzustand befinden (Pubertät, Menstruation etc.) bzw. von der gesellschaftlich definierten Norm abweichen. Folglich werden rituelle Orte oder aber Psychatrien errichtet. Weder Kinos noch Museen sind in diesem Sinne Heterotopien. Doch durch ihre grundsätzliche Eigenschaft, andere Orte bzw. Zeiten zu inkludieren, besitzen sie die Fähigkeit solche Krisen- und Abweichungsheterotopien zu beherbergen, auf sie zu verweisen und zu reflektieren.

Wenn Foucault zu seinem zweiten Grundsatz ausführt, dass Heterotopien im Laufe der Zeit ihre Funktion ändern, so setzt dies seinen sechsten Grundsatz voraus, nämlich dass sie überhaupt eine Funktion besitzen. Er schreibt: „Entweder haben sie einen Illusionsraum zu schaffen, der den gesamten Realraum, alle Platzierungen, in die das menschliche Leben gesperrt ist, als noch illusorischer denunziert. […] Oder man schafft einen anderen Raum, einen anderen wirklichen Raum, der so vollkommen, so sorgfältig, so wohlgeordnet ist wie der unsrige ungeordnet, mißraten und wirr ist.“ (S. 45) Das Kino nun ist ein Illusionsraum par excellence und das Museum fungiert als eine Kompensationsheterotopie, da es seine Gegenstände stets in einer Ordnung präsentiert, selbst wenn es das Kino ausstellt. Verlagert das Kino seinen Ort ins Museum, dann entsteht folglich eine merkwürdiges Wechselspiel zwischen Illusion und Kompensation, das die Illusionshaftigkeit des potentiell desillusionierenden Illusionsraumes zur Schau stellt.

Foucaults fünfter Grundsatz dreht sich um Öffnungen und Schließungen, gleichsam um Schwellen, die überwunden werden müssen, um die jeweilige Heterotopie zu betreten. Im Fall des Kinos fungiert das Foyer als eine Schleuse, die den Besucher von der Kasse über den Popcornkauf zum Kinosaal begleitet, bei der das Ritual des Kartenabreißens letztlich den Eintritt gewährt. In ähnlicher Weise fungiert das Museumsfoyer als ein Schwellenort, als ein Ort der Einstimmung auf die gleich zu betretende Sphäre der Kunst. Dieser Schwellenort besitzt zugleich selbst eine Eintrittsschwelle, die im Vergleich zu der des Kinos höher ist, insofern die Räume der Kunst per se stärkere Mechanismen des Ausschließens etablieren. Verwandeln sich Ausstellungsräume in kinematografische Räume, dann bleibt diese Eigenart bestehen. Sie erfährt allerdings eine radikale Umkehrung, insofern Film- und Videoinstallationen ihre Besucher buchstäblich in sich aufnehmen, da der zu betretende Raum konstituierender Bestandteil von installativen Arbeiten ist. Auch hier findet sich also ein auffälliges Wechselspiel von Inklusion und Exklusion, das dem von Illusion und Kompensation vorangeht.

Wenn man nun zu Foucaults Schlusswort kommt, in dem er das Schiff als „die Heterotopie schlechthin“ (S. 46) charakterisiert, da das Schiff „ein schaukelndes Stück Raum ist, ein Ort ohne Ort, der aus sich selber lebt, der in sich geschlossen ist und gleichzeitig dem Unendlichen des Meeres ausgeliefert ist und der, von Hafen zu Hafen, von Ladung zu Ladung, von Bordell zu Bordell, bis zu den Kolonien suchen fährt, was sie an Kostbarsten in ihren Gärten bergen“ (S. 46), dann lässt sich dieses Schiff als ein modernes Kreuzfahrtschiff weiterdenken, das einen Projektionsraum an Bord besitzt, in dem ein Film gezeigt wird, der das Schiff als heterotopischen Ort reflektiert. Man ersetze nun das Schiff durch ein Museum und sieht, dass eine Heterotopie die andere einschließt. Dieses Bild evoziert die Idee einer unendlichen Schachtelung von Räumen und versinnbildlicht den Gedanken, dass es Orte gibt, die alle anderen und sich selbst enthalten, dass alles eins ist.

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The Raven

Nachdem ich immer mal wieder auf Edgar Allan Poe stoße und Raben unheimlich faszinierende Tiere sind, habe ich ein paar Zeichnungen mit Aquarellbuntstiften zu The Raven (1845) angefertigt, eingescannt und freigestellt.  Der Rabe ist dabei sicher interessanter als die vielen Federn, obwohl er eigentlich viel zu lieb für das Gedicht aussieht. Krah, Kraahhh, Kraaahhhhhh!

The Raven_Titel_klein

Once upon a midnight dreary, while I pondered, weak and weary,
Over many a quaint and curious volume of forgotten lore—
While I nodded, nearly napping, suddenly there came a tapping,
As of some one gently rapping, rapping at my chamber door.
„‚Tis some visitor,“ I muttered, „tapping at my chamber door—
Only this and nothing more.“

Ah, distinctly I remember it was in the bleak December,
And each separate dying ember wrought its ghost upon the floor.
Eagerly I wished the morrow;—vainly I had sought to borrow
From my books surcease of sorrow—sorrow for the lost Lenore—
For the rare and radiant maiden whom the angels name Lenore—
Nameless here for evermore.

Feder

And the silken sad uncertain rustling of each purple curtain
Thrilled me—filled me with fantastic terrors never felt before;
So that now, to still the beating of my heart, I stood repeating
„‚Tis some visiter entreating entrance at my chamber door—
Some late visiter entreating entrance at my chamber door;
This it is and nothing more.“

Presently my soul grew stronger; hesitating then no longer,
„Sir,“ said I, „or Madam, truly your forgiveness I implore;
But the fact is I was napping, and so gently you came rapping,
And so faintly you came tapping, tapping at my chamber door,
That I scarce was sure I heard you“—here I opened wide the door—
Darkness there and nothing more.

Feder

Deep into that darkness peering, long I stood there wondering, fearing,
Doubting, dreaming dreams no mortals ever dared to dream before;
But the silence was unbroken, and the stillness gave no token,
And the only word there spoken was the whispered word, „Lenore?“
This I whispered, and an echo murmured back the word, „Lenore!“—
Merely this and nothing more.

Back into the chamber turning, all my soul within me burning,
Soon again I heard a tapping something louder than before.
„Surely,“ said I, „surely that is something at my window lattice;
Let me see, then, what thereat is and this mystery explore—
Let my heart be still a moment and this mystery explore;—
‚Tis the wind and nothing more.

Federn

Open here I flung the shutter, when, with many a flirt and flutter,
In there stepped a stately Raven of the saintly days of yore.
Not the least obeisance made he; not a minute stopped or stayed he,
But, with mien of lord or lady, perched above my chamber door—
Perched upon a bust of Pallas just above my chamber door—
Perched, and sat, and nothing more.

Then the ebony bird beguiling my sad fancy into smiling,
By the grave and stern decorum of the countenance it wore,
„Though thy crest be shorn and shaven, thou,“ I said, „art sure no craven,
Ghastly grim and ancient Raven wandering from the Nightly shore—
Tell me what thy lordly name is on the Night’s Plutonian shore!“
Quoth the Raven, „Nevermore.“

Feder

Much I marvelled this ungainly fowl to hear discourse so plainly,
Though its answer little meaning—little relevancy bore;
For we cannot help agreeing that no living human being
Ever yet was blessed with seeing bird above his chamber door—
Bird or beast upon the sculptured bust above his chamber door,
With such name as „Nevermore.“

But the Raven, sitting lonely on that placid bust, spoke only
That one word, as if its soul in that one word he did outpour
Nothing farther then he uttered; not a feather then he fluttered—
Till I scarcely more than muttered: „Other friends have flown before—
On the morrow he will leave me, as my Hopes have flown before.“
Then the bird said „Nevermore.“

Feder

Startled at the stillness broken by reply so aptly spoken,
„Doubtless,“ said I, „what it utters is its only stock and store,
Caught from some unhappy master whom unmerciful Disaster
Followed fast and followed faster till his songs one burden bore—
Till the dirges of his Hope that melancholy burden bore
Of ‚Never—nevermore.'“

But the Raven still beguiling all my sad soul into smiling,
Straight I wheeled a cushioned seat in front of bird and bust and door;
Then, upon the velvet sinking, I betook myself to linking
Fancy unto fancy, thinking what this ominous bird of yore—
What this grim, ungainly, ghastly, gaunt, and ominous bird of yore
Meant in croaking „Nevermore.“

Feder

This I sat engaged in guessing, but no syllable expressing
To the fowl whose fiery eyes now burned into my bosom’s core;
This and more I sat divining, with my head at ease reclining
On the cushion’s velvet lining that the lamp-light gloated o’er,
But whose velvet violet lining with the lamp-light gloating o’er
She shall press, ah, nevermore!

Then, methought, the air grew denser, perfumed from an unseen censer
Swung by Seraphim whose foot-falls tinkled on the tufted floor.
„Wretch,“ I cried, „thy God hath lent thee—by these angels he hath sent thee
Respite—respite and nepenthe from thy memories of Lenore!
Quaff, oh quaff this kind nepenthe and forget this lost Lenore!“
Quoth the Raven, „Nevermore.“

Feder

„Prophet!“ said I, „thing of evil!—prophet still, if bird or devil!—
Whether Tempter sent, or whether tempest tossed thee here ashore,
Desolate, yet all undaunted, on this desert land enchanted—
On this home by Horror haunted—tell me truly, I implore—
Is there—is there balm in Gilead?—tell me—tell me, I implore!“
Quoth the Raven, „Nevermore.“

„Prophet!“ said I, „thing of evil!—prophet still, if bird or devil!
By that Heaven that bends above us—by that God we both adore—
Tell this soul with sorrow laden if, within the distant Aidenn,
It shall clasp a sainted maiden whom the angels name Lenore—
Clasp a rare and radiant maiden whom the angels name Lenore.“
Quoth the Raven, „Nevermore.“

Feder

„Be that our sign of parting, bird or fiend!“ I shrieked, upstarting—
„Get thee back into the tempest and the Night’s Plutonian shore!
Leave no black plume as a token of that lie thy soul has spoken!
Leave my loneliness unbroken!—quit the bust above my door!
Take thy beak from out my heart, and take thy form from off my door!“
Quoth the Raven, „Nevermore.“

And the Raven, never flitting, still is sitting, still is sitting
On the pallid bust of Pallas just above my chamber door;
And his eyes have all the seeming of a demon’s that is dreaming
And the lamp-light o’er him streaming throws his shadows on the floor;
And my soul from out that shadow that lies floating on the floor
Shall be lifted—nevermore!

Feder

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Wann sind zwei Bilder gleich?

Fragt man danach, ob zwei Bilder gleich sind, dann fragt man nach deren Ähnlichkeit, genauer: nach deren Identität. Zwei Bilder sind genau dann identisch, wenn keine unterscheidenden Eigenschaften festzustellen sind. Identität bezeichnet somit den Extrempunkt einer Ähnlichkeitsrelation zwischen zwei oder mehreren Gegenständen, insofern sich identische Bilder nicht nur hinsichtlich mehrerer Merkmale (Ähnlichkeit), sondern aller Merkmale gleichen (Identität). Beim Vergleich zweier digitaler Bilder besteht in der Frage nach deren Identität die Problematik, dass eine Ähnlichkeitsabweichung hier bereits durch unterschiedliche Bildgröße, Auflösung, Kompression etc. entstehen kann. Wie also lässt sich bestimmen, ob zwei digitale Bilder identisch oder zumindest ähnlich sind?

Eine Möglichkeit besteht darin, einen Pixelvergleich vorzunehmen, d.h. Pixel für Pixel zu vergleichen. Hierfür werden die beiden zu vergleichenden Bilder gleichsam übereinandergelegt: Pixel, die denselben Farbwert besitzen, werden schwarz gefärbt, die anderen weiß, so dass die Abweichung, wie das erste Beispiel zeigt, deutlich sichtbar wird. Um dieses Verfahren zu demonstrieren, habe ich ein Bild Piet Mondrians modifiziert, indem ich die gelbe Farbfläche rot eingefärbt habe. Der Pixelvergleich offenbart den Unterschied auf den ersten Blick, zeigt ein weißes Dreieck (= der modifizierte Bereich) auf schwarzem Grund (= der unveränderte Bereich).

Pixelvergleich, Beispiel 1

Pixelvergleich1

Diese Art des Vergleichs stößt jedoch sehr schnell an seine Grenzen, wie das zweite Beispiel zeigt. Hier habe ich Claude Monets berühmte Seerosen um einen Pixel nach oben verschoben, so dass das gesamte Bild auf der ursprünglichen Bildfläche um einen Pixel nach oben gewandert ist, der obere Bildrand also abgeschnitten wurde und am unteren Bildrand eine ‚leere‘ Pixelzeile entstanden ist. Mit bloßen Auge ist kein Unterschied zwischen den beiden Bildern zu erkennen, doch da aufgrund dieser Verschiebung kein Pixel mehr am selben Platz ist, liefert der Vergleich eine beinahe maximale Differenz, eine weiße Fläche mit wenigen schwarzen Punkten.

Pixelvergleich, Beispiel 2

Pixelvergleich2

Eine andere Möglichkeit die Ähnlichkeit von Bildern zu bestimmen, besteht darin, deren Histogramme zu vergleichen. Das Histogramm eines Bildes gibt dessen Farbverteilung an, gibt also an, wie oft ein bestimmter Farbwert (RGB) oder Grauwert ((R+G+B)/3) im Bild vorliegt. Diese Verteilung kann als eine Art Fingerabdruck des Bildes betrachtet werden. Da ein Histogramm jedoch lediglich Informationen über die Farbverteilung, jedoch nicht über die Position der Bildpunkte beinhaltet, können verschiedene Bilder dasselbe Histogramm besitzen. Bilder, die gespiegelt oder gedreht wurden, werden aus diesem Grund als gleich erkannt, wie schließlich das dritte Beispiel veranschaulicht.

Histogrammvergleich, Beispiel 3
Histogrammvergleich

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Seltsame Schleife

In der aktuellen Ausgabe Die Grenzen der Narration im Bild der Sektion Bild Wissen Technik des E-Journals kunsttexte.de  ist heute mein Aufsatz Die seltsame Schleife als (Bild-)Erzählform erschienen. Gegenstand meines Beitrags zu dieser Ausagabe sind die Fotosequenz THINGS ARE QUEER (1973) von Duane Michals und David Lynchs Spielflm LOST HIGHWAY (USA 1997). Beide Werke zeichnen sich trotz ihrer unterschiedlichen Medialität durch eine gemeinsame Form des Erzählens aus. Bei Michals bekommen wir eine Bildfolge ohne einen Anfang und ohne Ende präsentiert: Mit der Kamera immer einen Schritt weiter zurücktretend wird dem Betrachter nach und nach ein weiteres Stück des Offs offenbart, was sich jedoch bald als ein Trugschluss erweist, führt uns diese Strategie doch wieder zum Ausgangsbild zurück. Auch bei Lynch findet sich eine derartige Zirkularität, insofern sich die Handlung von LOST HIGHWAY auf den Tod Dick Laurents zuspitzt, der jedoch schon zu Beginn nicht mehr am Leben war. Es findet sich hier also in beiden Werken eine Schleife, genauer: eine seltsame Schleife. Bei seltsamen Schleifen handelt es sich um eine paradoxe Struktur, die es real nicht gibt. Sie untergraben das klassische Paradigma von Chronologie und Kausalität. Doch wie erzeugt Michals die paradoxe Zirkulariät in THINGS ARE QUEER mit Mitteln der Fotografe? Steht dahinter ein allgemeines Prinzip, dem auch Lynch folgt? Und was bezwecken die beiden mit dieser Form des Erzählens?

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PSYCHO*

PSYCHOMEAN:

PSYCHOMEDIAN:

PSYCHOMODE:

In den Clips PSCHOMEAN, PSCHOMEDIAN und PSYCHOMODE sind die Filmbilder von Hitchcocks PSYCHO (1960) nach bestimmten bildimmanenten Prinzipien neu zusammengefügt, so dass die Montage im Ergebnis eine andere ist und eine neue Narration entsteht. Dabei habe ich mich bewusst für eine Eingrenzung auf die berühmteste Szene des Films, den Mord unter der Dusche, beschränkt, um das jeweilige Prinzip und dessen Wirkung zu veranschaulichen. Die belassene und oft asynchron zur Neumontage verlaufene Tonspur dieser Szene bildet hierbei eine Referenz zum Original.

PSCHOMEAN, PSCHOMEDIAN und PSYCHOMODE sind ein Ergebnis meiner Beschäftigung mit automatischen Bildanalyseverfahren. Ich habe mich hier dem mean gray value, dem median gray value, sowie dem mode gray value experimentell genähert, indem ich zuerst die Einzelbilder der Duschszene extrahiert und mit ImageJ (Image Processing and Analysis in Java) analysiert habe, um sie dann aufsteigend geordnet neu zusammenzufügen. Dabei hat es mich fasziniert, dass es offenbar unmöglich ist, den narrativen Zusammenhang gänzlich zu zerstören, egal, in welche Reihenfolge die Bilder gebracht werden. Um die je unterschiedliche Verteilung im Original und in den Modifikationen aufzuzeigen, habe ich in einem weiteren Schritt sechs Diagramme mithilfe von ImagePlot erstellt. Sie zeigen die Höhe des jeweiligen Wertes zu einem bestimmten Zeitpunkt der Szene an.

Visualisierung_klein

Mittel-, Median- und Modalwert gelten als die drei measures of central tendency und werden auf je andere Weise bestimmt. Interessant dabei ist, dass sich deren Werte trotz ihrer scheinbaren Ähnlichkeit unterscheiden. Dies machen die drei entstandenen Clips buchstäblich sichtbar: Der mittlere Grauwert stellt den Durchschnittswert dar, er ist die Summe der Grauwerte aller ausgewählten Pixel geteilt durch die Pixelanzahl. PSCHOMEAN ist deshalb von kurz aufflackernden Bildern geprägt. Da das Original jedoch so stark im kulturellen Gedächtnis verankert ist, sorgt die Erinnerung an die Duschszene für einen kohärenten Zusammenhang. Der Medianwert ist der mittlere Wert in einem aufsteigend geordneten Datenset. Die Kurve ist dem des Mittelwertes sehr ähnlich, im Ergebnis aber doch abweichend, denn PSYCHOMEDIAN ist weniger stark fragmentiert, einzelne Einstellungen sind wiederzuerkennen, die Bilder wiederholen sich aufgrund eines im Original eingesetzten Zooms rhythmisch. Der Modalwert schließlich ist der am häufigsten auftauchende Wert innerhalb eines Bildes. Er korrespondiert mit dem höchsten Punkt im Histogramm. PSYCHOMODE beginnt folglich mit langen Einstellungen, die jedoch gegen Ende immer kürzer werden und schließlich in ein Flackern übergehen, das den Schrecken des Mordes flashbackartig wiederzugeben scheint. Die Linearität ist in allen drei Varianten aufgehoben, ‚Vorher’ und ‚Nachher’ vermischen sich, so dass der alptraumhafte Mord als Vision oder aber paranoides Gedankenspiel Marion Cranes erscheint.

Mit diesem Experiment stehe ich in der Tradition einer Auseinandersetzung mit dem Erzählkino, gehe aber darüber hinaus, indem computergestützte Analyseinstrumentarien die Grundlage von PSYCHO* bilden. Die Auseinandersetzung mit dem Erzählkino ist eine Eigenart von Film- und Videoinstallationen wie sie seit Beginn der 1990er Jahre in Galerien und Museen anzutreffen sind. Eine bestimmte Form einer solchen Auseinandersetzung ist die des Remakes unter Verwendung von Found Footage. Douglas Gordon hat hier mit 24 HOUR PSYCHO (1993) Geschichte geschrieben. 24 HOUR PSYCHO zeigt Hitchcocks Original von 1960 verlangsamt abgespielt, auf 24 Stunden gedehnt. Inspiriert von dieser Vorgehensweise ist PSYCHO* entstanden, das als Remake eines Remakes zu verstehen ist, aber auch als Symbiose von Kunst und Technologie.

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Tagung: Euphorie und Angst

Das digitale Bild und die Veränderungen, die mit einem Wandel vom Analogen zum Digitalen einhergehen, lösen in der Kunstgeschichte und verwandten Disziplinen unterschiedlichste Reaktionen aus, die zwischen Euphorie und Angst schwanken. Diesen Reaktionen und dem Spezifischen des digitalen Bildes geht die von Harald Klinke und Lars Stamm organisierte Tagung Euphorie und Angst. Reaktionen auf neue Bildmedien im digitalen Zeitalter nach. Ich werde hier über digitale Methoden und deren Potential für die Kunstwissenschaft sprechen und freue mich schon auf den regen Austausch mit Fachkollegen.

Tagung_Digitalbild_Goettingen

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Plotting Ahtila (the story continues)

In my last blog post I described how I explored Eija-Liisa Ahtilas 3-channel-installation THE HOUSE (2002) with ImagePlot (please see below). Ahtila is one of the artists who act not only in the art world but also in the screenland. That’s why she often produces more than one version from the same material, one multi screen version for displaying in the gallery or museum space, one single screen version for presenting in cinema. I’m sure you know I would like to get at – there’s not only a multi screen installation of THE HOUSE but also a single screen version, embedded in her portmanteau film LOVE IS A TREASURE (2002). For a better understanding of the particular potential of both presentation modes it would be interesting in which way both versions resemble each other and in which manner they differ.

Continuing my experimentation with ImagePlot, I did the same analyzes with the single screen version of THE HOUSE as I did with the single screen version before. You see the results below: The first picture shows the change of the median value (y-axis) over the film’s length (x-axis), the second shows the filled curve and the third combines both views (for this ‚combined plot‘ I manipulated the images with an image editor software).

IMAGEPLOT_INFOGRAFIK_The House_1-Kanal_klein

For comparing both versions I opposed the ‚combined plot‘ of the single screen version with the ‚combined plots‘ of the multiscreen version. In the first row of the graphic below you see the single screen version compared to the left screen of the multi screen version, in the second row you see the same compared to the middle screen and in the third compared to the right screen.

Plotting Ahtila - THE HOUSE - Comparing single and multi screen

What information can you get out of this? For me it seems that the middle screen of the multi screen version is the most similar to the single screen version. So this investigation by means of ImagePlot accounts for curator Doris Krystof’s opinion that the middle screen seems to show the main storyline:

Dabei nimmt das Bild in der Mitte insofern eine Sonderstellung ein, als man dort den Haupterzählungsstrang auszumachen meint.

– Doris Krystof (Bestandskatalog K21 Düsseldorf, Köln 2005, S. 28)

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ImagePlot: Plotting Ahtila

ImagePlot is a visualization tool for exploring patterns in large image collections which is implemented as a macro that  runs inside ImageJ (Image Processing and Analysis in Java). It has been devoloped by the Software Studies Initiative, a research lab founded and directed by Lev Manovich. On the lab’s website there are a lot of great examples about how to gain amazing results with that tool. For instance there is a project about comparing 128 paintings by Piet Mondrian with 123 paintings by Mark Rothko in terms of brightness and saturation mean, another aspiring one is about  comparing one million manga pages. Inspired by such a kind of having a deeper look on art in a new way, commonly known as Cultural Analytics, I wondered if I could answer some of my research questions using that software tool.

Currently I’m writing on my PhD thesis about narrative in film and video installations. I’m most interested in multi screen installations, a special type of installations where artists arrange two or more screens within the gallery or museum space. To understand the specific opportunities of multiplying the projection screen for storytelling, I focus on possible graphic, syntactic and semantic relations between the single screens of a multi screen installation. Using ImagePlot I would expect to literally see some of the differences between the different screens of an installation.

My test object for exploring ImagePlot is Eija-Liisa Ahtilas THE HOUSE (2002). It’s a 3-channel-installation I’m very familiar with. Preparing this art work for processing with ImageJ I began with extracting single frames of the film (one frame per second) and went on with dividing the split screen view of the preview DVD into three separate images. After that I had three folders (left screen, middle screen, right screen) on my desktop each containing around 900 images. By means of ImageJ’s batch mode I analyzed the median value of each image. With running ImagePlot afterwards I visualized the change of the median value over time (x-axis: time; y-axis: median value).

In the graphic below you see my results of that experiment: The first row shows the results using the standard settings of ImagePlot, the second shows the result using my own settings for making the trend curve better visible, the third shows the same but with filled curves, the fourth could be understand as a bridge to the last and final graph where the slightly transparent curves of all three screens are layered to depict the differences between them.

Plotting Ahtila - THE HOUSE (3-Channel-Version)