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Seltsame Schleife

In der aktuellen Ausgabe Die Grenzen der Narration im Bild der Sektion Bild Wissen Technik des E-Journals kunsttexte.de  ist heute mein Aufsatz Die seltsame Schleife als (Bild-)Erzählform erschienen. Gegenstand meines Beitrags zu dieser Ausagabe sind die Fotosequenz THINGS ARE QUEER (1973) von Duane Michals und David Lynchs Spielflm LOST HIGHWAY (USA 1997). Beide Werke zeichnen sich trotz ihrer unterschiedlichen Medialität durch eine gemeinsame Form des Erzählens aus. Bei Michals bekommen wir eine Bildfolge ohne einen Anfang und ohne Ende präsentiert: Mit der Kamera immer einen Schritt weiter zurücktretend wird dem Betrachter nach und nach ein weiteres Stück des Offs offenbart, was sich jedoch bald als ein Trugschluss erweist, führt uns diese Strategie doch wieder zum Ausgangsbild zurück. Auch bei Lynch findet sich eine derartige Zirkularität, insofern sich die Handlung von LOST HIGHWAY auf den Tod Dick Laurents zuspitzt, der jedoch schon zu Beginn nicht mehr am Leben war. Es findet sich hier also in beiden Werken eine Schleife, genauer: eine seltsame Schleife. Bei seltsamen Schleifen handelt es sich um eine paradoxe Struktur, die es real nicht gibt. Sie untergraben das klassische Paradigma von Chronologie und Kausalität. Doch wie erzeugt Michals die paradoxe Zirkulariät in THINGS ARE QUEER mit Mitteln der Fotografe? Steht dahinter ein allgemeines Prinzip, dem auch Lynch folgt? Und was bezwecken die beiden mit dieser Form des Erzählens?