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Frauenkram

Die vierte Welle des Feminismus hat mich ergriffen. Ich lese Bücher über die Vulva und habe mir Judith Butler ins Bücherregal gestellt. Nicht ohne Grund: Hatte ich mich bislang nicht als Opfer von Geschlechterdiskriminierung gefühlt, so sind mir die gesellschaftlichen Benachteiligungen durch die Geburt meines Sohnes wie Schuppen von den Augen gefallen – und das trotz eines sehr unterstützenden Partners. Nun denn: Mein über alles geliebter Sohn ist inzwischen zweieinhalb und ich schlage mich angesichts der verschiedenen Anforderungen im Alltag ganz gut. Dennoch haben mich die veränderten Lebensumstände viel über mein Frauen- und Selbstbild nachdenken lassen, was nebenbei zu zwei Zeichnungen geführt hat, die allerdings und glücklicherweise nicht mein Selbstbild widerspiegeln, sondern vielmehr als zwei Attribute zu verstehen sind, die ein überkommenes Frauenbild symbolisieren: Lippenstift und Wäscheklammer.

Ruth Reiche: Lippenstift, 2019
Fineliner, Filzstift und Aquarell auf Papier, 25 x 25 cm

Ruth Reiche: Wäscheklammer, 2019
Fineliner, Filzstift und Aquarell auf Papier, 25 x 25 cm

Ruth Reiche: Lippenstift, 2019
Fineliner, Filzstift und Aquarell auf Papier, 25 x 25 cm

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Zeitungsente

In german language a newspaper hoax is called „Zeitungsente“ (newspaper duck). Referring to ORICRANE, Maggsti asked me to draw an ORIDUCK. I studied a lot of origami duck instructions to get a better understanding of the folding and folded some specimens by myself. I used an old newspaper because I didn’t want to waste good paper for that. In the end I got a newspaper duck and I was really happy about that great coincidence. I scanned the duck and added a too big head and slightly distorted feets. It’s nothing but a hoax.

Zeitungsente_klein

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ORICRANE

Metamorphosis is a topic which isn’t quite novel but one that never becomes boring. While trying to fold some origami animals (I totally failed), I had the idea to draw some of them instead and to let the abstract figure transform into a real life animal. For this I choose the crane, one of the most traditional origami animals. I did a lot of misshapen sketches before I could move on to the final drawing (see below). But in the end I got it. By the way: Cranes bring luck.

Kranich_Blog

Crane Sketches 01
Crane Sketches 02

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Pendelbaum (Teil I)

Es gibt Spaziergänge, die lange nachwirken. Vergangenen Winter habe ich zusammen mit Alex einen solchen Spaziergang entlang der Isar unternommen. Wir haben viel geredet, die Dinge gedreht und gewendet, waren auf der Suche nach grundlegenden Prinzipien, die die Forschung, das Leben, die Kunst bestimmen. Inspiriert hiervon ist ein kurzer Text entstanden, eine Geschichte, die danach verlangt hat, illustriert zu werden. Die Zeichnung ist nun, fast ein Jahr später, endlich fertig – und damit auch der Blogeintrag. 

Pendelbaum

Die ewige Suche nach dem Kern ist es, die Zarah schon ihr ganzes Leben lang begleitet, die sie einerseits fesselt, gebunden hält, andererseits immer wieder weiterziehen lässt, nur um sie letztlich immer wieder dieselben Strukturen entdecken zu lassen. Zarah ist Wissenschaftlerin. Sie liebt es in die Tiefe zu dringen, um das zu finden, was jenseits dessen liegt, an dem sie gerade arbeitet. Das ist es, was sie antreibt, aber auch so unglücklich macht. Ein Ankommen gibt es in diesem Denken nicht. So treibt es sie immer weiter. Sie überwindet die Grenzen ihrer eigenen Disziplin, weitet sie aus, zieht Parallelen zwischen den Dingen, und sieht, dass alles Eins ist.

Zarah nimmt die Grenzen zwischen den Disziplinen nicht als Grenzen wahr, sondern als Aufforderung zu deren Überwindung. Grenzen, denkt sie, werden allein aus dem Grund geschaffen, um einen Bereich abzustecken, um ihn übersichtlicher zu machen. Es ist ein Armutszeugnis, das die Beschränktheit menschlichen Denkens aufzeigt, denn diese Grenzen versperren die Sicht auf das, was allen Bereichen gemeinsam ist. Sie verschleiern, dass alles Eins ist.

Auf einem ihrer Spaziergänge mit Eins-Null spricht Zarah mit ihm darüber, dass alles miteinander verbunden ist. Auf diesen Gedanken sind schon viele Menschen gekommen, stellen sie fest, und doch scheint es so, als müsste jeder aufs Neue auf diesen Gedanken kommen, ihn in sein System integrieren, seine eigenen Begrifflichkeiten finden. So kommt es, dass jede Kultur, jede Wissenschaft andere Termini nutzt und es nur schwer zu einem Austausch kommt. In Zarah flackert deshalb für einen kurzen Augenblick die Idee auf, alle diese Begrifflichkeiten zu kartieren, um aufzuzeigen, dass die Menschen alle von der gleichen Sehnsucht getrieben werden, aber sie nur wenige in Worte zu fassen vermögen. Eins-Null ist gut darin, Dinge in Worte zu fassen. Die Worte werden im Laufe des Gesprächs zu einem Bild, zu einem Bild eines Baumes, das Zarah zeichnet. Es zeigt, dass alles Eins ist.

Der Baum ist riesig. Beginnt man damit, sich in ein neues Gebiet einzuarbeiten, dann greift man nach einem kleinen Zweig und begreift schon bald, dass es in diesem Gebiet nicht nur diesen einen Zweig, sondern eine schier unüberschaubare Anzahl solcher kleinen Zweige gibt, und fragt sich, wie diese miteinander verbunden sind. Hangelt man sich von Ast zu Ast, gewinnt man allmählich Orientierung, nimmt einen Standpunkt ein und baut sich gleichsam ein Nest, fest verankert zwischen zwei Astgabeln. Diese Position gilt es fortan zu verteidigen. Auf seinen Ausflügen kommt man mit anderen Nestbauern in Berührung, man tauscht sich aus, spinnt Kontakte, so dass Querverbindungen entstehen, fragil, spinnwebengleich. Man begreift immer mehr, wagt sich weiter in das Dunkel der Krone vor bis die Äste dicker werden und zu einem Stamm zusammenlaufen. Es gilt den Stamm hinab zu rutschen, hin zu den Wurzeln. Sie führen in das Zentrum, das alles verbindet. Dort endlich angekommen, erkennt man, dass alles Eins ist.

Im Kern herrscht Ruhe, aber auch Stillstand. Dort zu verweilen bedeutet den Tod. Man kann sich dort ein wenig ausruhen, doch dann gilt es Neuland zu erkunden, den festen Boden unter den Füßen wieder zu verlassen. Der Ausgangspunkt ist bekannt, das Herz weist den Weg. Man vertieft sich in das neue Gebiet, erklimmt einen neuen Baum. Oben angekommen, merkt man wie weit man sich vom Kern entfernt hat. Der Rückweg beginnt, alles sieht anders aus, hat sich mit der neuen Perspektive gewandelt. Man sieht einen knospentreibenden Baum vor sich oder vielleicht einen Baum, der goldenes Herbstlaub trägt, und erkundet werden will. Vielleicht sieht aber auch noch alles gleich aus und man möchte sich vergewissern, dass noch alles gleich ist? Vielleicht sind neue Zweige gewachsen, andere abgebrochen. Vielleicht geht man diesmal einen anderen Weg, baut sich ein neues Nest, wischt die Spinnweben fort. Wie es auch kommen mag, es ist diese Bewegung hin- und her zwischen den Enden des doppelten Baumes, die Zarah nicht innehalten lässt, die ihr Leben wie zwischen zwei Polen hin- und herpendeln und spüren lässt, dass alles eins ist.

Der Kern ist der Umschlagpunkt, der Punkt, an dem sich alles umkehrt. Er ist der Punkt, an dem die beiden Extreme des Pendelschlags gleich weit voneinander entfernt liegen, der Punkt, der die beiden Pole verbindet. Er ist der Punkt, an dem die Dualität überwunden wird. Und dies ist der Grund, weshalb Eins-Null fortan nicht mehr Eins-Null heißt. Denn: Alles ist eins.

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Luftsprung

Vier Göttinger entwickeln in ihrer Freizeit eine Kunst-App. Samstagnächte werden deshalb seit einiger Zeit in regelmäßigem Zyklus vor dem PC verbracht. Indisches Essen, Pizza, Kekse dürfen bei einem solchen Hackathon nicht fehlen. Die bisherigen Hackathons liefen trotz oder wegen des guten Essens mehr oder weniger erfolgreich, doch letzten Samstag waren wir produktiv und haben viel geschafft. Ein Grund zu jubeln und einen Luftsprung zu machen!

 Luftsprung

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The Raven

Nachdem ich immer mal wieder auf Edgar Allan Poe stoße und Raben unheimlich faszinierende Tiere sind, habe ich ein paar Zeichnungen mit Aquarellbuntstiften zu The Raven (1845) angefertigt, eingescannt und freigestellt.  Der Rabe ist dabei sicher interessanter als die vielen Federn, obwohl er eigentlich viel zu lieb für das Gedicht aussieht. Krah, Kraahhh, Kraaahhhhhh!

The Raven_Titel_klein

Once upon a midnight dreary, while I pondered, weak and weary,
Over many a quaint and curious volume of forgotten lore—
While I nodded, nearly napping, suddenly there came a tapping,
As of some one gently rapping, rapping at my chamber door.
„‚Tis some visitor,“ I muttered, „tapping at my chamber door—
Only this and nothing more.“

Ah, distinctly I remember it was in the bleak December,
And each separate dying ember wrought its ghost upon the floor.
Eagerly I wished the morrow;—vainly I had sought to borrow
From my books surcease of sorrow—sorrow for the lost Lenore—
For the rare and radiant maiden whom the angels name Lenore—
Nameless here for evermore.

Feder

And the silken sad uncertain rustling of each purple curtain
Thrilled me—filled me with fantastic terrors never felt before;
So that now, to still the beating of my heart, I stood repeating
„‚Tis some visiter entreating entrance at my chamber door—
Some late visiter entreating entrance at my chamber door;
This it is and nothing more.“

Presently my soul grew stronger; hesitating then no longer,
„Sir,“ said I, „or Madam, truly your forgiveness I implore;
But the fact is I was napping, and so gently you came rapping,
And so faintly you came tapping, tapping at my chamber door,
That I scarce was sure I heard you“—here I opened wide the door—
Darkness there and nothing more.

Feder

Deep into that darkness peering, long I stood there wondering, fearing,
Doubting, dreaming dreams no mortals ever dared to dream before;
But the silence was unbroken, and the stillness gave no token,
And the only word there spoken was the whispered word, „Lenore?“
This I whispered, and an echo murmured back the word, „Lenore!“—
Merely this and nothing more.

Back into the chamber turning, all my soul within me burning,
Soon again I heard a tapping something louder than before.
„Surely,“ said I, „surely that is something at my window lattice;
Let me see, then, what thereat is and this mystery explore—
Let my heart be still a moment and this mystery explore;—
‚Tis the wind and nothing more.

Federn

Open here I flung the shutter, when, with many a flirt and flutter,
In there stepped a stately Raven of the saintly days of yore.
Not the least obeisance made he; not a minute stopped or stayed he,
But, with mien of lord or lady, perched above my chamber door—
Perched upon a bust of Pallas just above my chamber door—
Perched, and sat, and nothing more.

Then the ebony bird beguiling my sad fancy into smiling,
By the grave and stern decorum of the countenance it wore,
„Though thy crest be shorn and shaven, thou,“ I said, „art sure no craven,
Ghastly grim and ancient Raven wandering from the Nightly shore—
Tell me what thy lordly name is on the Night’s Plutonian shore!“
Quoth the Raven, „Nevermore.“

Feder

Much I marvelled this ungainly fowl to hear discourse so plainly,
Though its answer little meaning—little relevancy bore;
For we cannot help agreeing that no living human being
Ever yet was blessed with seeing bird above his chamber door—
Bird or beast upon the sculptured bust above his chamber door,
With such name as „Nevermore.“

But the Raven, sitting lonely on that placid bust, spoke only
That one word, as if its soul in that one word he did outpour
Nothing farther then he uttered; not a feather then he fluttered—
Till I scarcely more than muttered: „Other friends have flown before—
On the morrow he will leave me, as my Hopes have flown before.“
Then the bird said „Nevermore.“

Feder

Startled at the stillness broken by reply so aptly spoken,
„Doubtless,“ said I, „what it utters is its only stock and store,
Caught from some unhappy master whom unmerciful Disaster
Followed fast and followed faster till his songs one burden bore—
Till the dirges of his Hope that melancholy burden bore
Of ‚Never—nevermore.'“

But the Raven still beguiling all my sad soul into smiling,
Straight I wheeled a cushioned seat in front of bird and bust and door;
Then, upon the velvet sinking, I betook myself to linking
Fancy unto fancy, thinking what this ominous bird of yore—
What this grim, ungainly, ghastly, gaunt, and ominous bird of yore
Meant in croaking „Nevermore.“

Feder

This I sat engaged in guessing, but no syllable expressing
To the fowl whose fiery eyes now burned into my bosom’s core;
This and more I sat divining, with my head at ease reclining
On the cushion’s velvet lining that the lamp-light gloated o’er,
But whose velvet violet lining with the lamp-light gloating o’er
She shall press, ah, nevermore!

Then, methought, the air grew denser, perfumed from an unseen censer
Swung by Seraphim whose foot-falls tinkled on the tufted floor.
„Wretch,“ I cried, „thy God hath lent thee—by these angels he hath sent thee
Respite—respite and nepenthe from thy memories of Lenore!
Quaff, oh quaff this kind nepenthe and forget this lost Lenore!“
Quoth the Raven, „Nevermore.“

Feder

„Prophet!“ said I, „thing of evil!—prophet still, if bird or devil!—
Whether Tempter sent, or whether tempest tossed thee here ashore,
Desolate, yet all undaunted, on this desert land enchanted—
On this home by Horror haunted—tell me truly, I implore—
Is there—is there balm in Gilead?—tell me—tell me, I implore!“
Quoth the Raven, „Nevermore.“

„Prophet!“ said I, „thing of evil!—prophet still, if bird or devil!
By that Heaven that bends above us—by that God we both adore—
Tell this soul with sorrow laden if, within the distant Aidenn,
It shall clasp a sainted maiden whom the angels name Lenore—
Clasp a rare and radiant maiden whom the angels name Lenore.“
Quoth the Raven, „Nevermore.“

Feder

„Be that our sign of parting, bird or fiend!“ I shrieked, upstarting—
„Get thee back into the tempest and the Night’s Plutonian shore!
Leave no black plume as a token of that lie thy soul has spoken!
Leave my loneliness unbroken!—quit the bust above my door!
Take thy beak from out my heart, and take thy form from off my door!“
Quoth the Raven, „Nevermore.“

And the Raven, never flitting, still is sitting, still is sitting
On the pallid bust of Pallas just above my chamber door;
And his eyes have all the seeming of a demon’s that is dreaming
And the lamp-light o’er him streaming throws his shadows on the floor;
And my soul from out that shadow that lies floating on the floor
Shall be lifted—nevermore!

Feder

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Tiefseefische

Nun hier, mit einiger Verzögerung, auch die anderen Fische der Serie. Von oben nach unten sind ein Schwarzer Drachenfisch (Malacosteus niger), ein Fangzahn (Anoplogaster cornuta), ein Fußballfisch (Himantolophus compressus) und ein Schwarzangler (Melanocetus pelecanoides) zu sehen. Der unterste Fisch spielt nur eine Nebenrolle, hat keinen Namen.

Fangzahn (Anoplogaster cornuta)

Schwarzer Drachenfisch (Malacosteus niger)

Fußballfisch (Himantolophus compressus)

Schwarzangler (Melanocetus pelecanoides)

Nebenrolle

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Himantolophus compressus

Nicht erst seit Frank Schätzings Der Schwarm fasziniert die Tiefsee den Menschen immer wieder. Tiefseefische sehen so anders aus als ihre Artgenossen, die nahe der Meeresoberfläche leben. Grund genug, ihnen eine kleine Serie zu widmen. Einer der Fische, ein Himantolophus albinares, auch „Fußballfisch“ genannt, ist hier nun zu sehen: Mit Buntstift auf schwarzem Papier gezeichnet, eingescannt, freigestellt und so seiner natürlichen Umgebung, dem Schwarz der Tiefsee, entrissen. Inspiriert zu dieser Arbeit haben mich die Fotos des Senckenberg-Instituts für Tiefseeforschung, die seit der Tiefsee-Ausstellung 2010/2011 rege im Internet kursieren.

 

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Alice in Advertising (without Alice)


Als ich im Urlaub Skizzen von Treibholz (s.u.) angefertigt habe, um nicht aus der Übung zu kommen, kam mir die Idee, dass es witzig aussähe, wenn ein kleines Mädchen auf einem der vertrockneten Äste säße und dieser in der Vorstellung des Betrachters folglich entweder zu einem massiven Baumstamm anwüchse oder aber das Mädchen als enorm geschrumpft wahrgenommen werden würde. Das Mädchen hieße dann natürlich Alice, denn jeder kennt die Geschichte Alice in Wonderland, in der Alice von verschiedenen Pilzen kostet, um wieder ihre normale Körpergröße zu erlangen. Diese Pilze habe ich in meinen Bildern zu einer leckeren Fliegenpilzseife und einem ebenso schmackhaften Schwefelkopfspülmittel uminterpretiert. Willkommen in der Werbewelt! Aber wo ist Alice geblieben? Hat sie nicht mehr ins Bild gepasst? Oder ist sie einfach zu sehr geschrumpft?