In March 2013 I generated three short clips based on Hitchcock’s PSYCHO (1960): PSYCHOMEAN, PSYCHOMEDIAN and PSYCHOMODE (I labelled them PSYCHO*; have a closer look here). In a first step of this artistical research project I analyzed the mean, median and modal grey values of each frame of the famous shower sequence (5775 frames); in a second step I re-ordered all these frames in ascending order.
What I did today in the afternoon is much more unspectacular but gives surprising insight into the inner structure of the original montage as well the three different re-montages of the original image material. I put all frames together in one single image with help of ImageMontage, a plugin for ImageJ developed by Lev Manovich and his NY based team. As a result I got four visualizations that show each clip’s frames organized in a rectangular 2D grid. Great advantage of this kind of visualization is that you can catch the whole montage at a glance and grasp differences easily. See for yourself!
Vier Göttinger entwickeln in ihrer Freizeit eine Kunst-App. Samstagnächte werden deshalb seit einiger Zeit in regelmäßigem Zyklus vor dem PC verbracht. Indisches Essen, Pizza, Kekse dürfen bei einem solchen Hackathon nicht fehlen. Die bisherigen Hackathons liefen trotz oder wegen des guten Essens mehr oder weniger erfolgreich, doch letzten Samstag waren wir produktiv und haben viel geschafft. Ein Grund zu jubeln und einen Luftsprung zu machen!
In den Clips PSCHOMEAN, PSCHOMEDIAN und PSYCHOMODE sind die Filmbilder von Hitchcocks PSYCHO (1960) nach bestimmten bildimmanenten Prinzipien neu zusammengefügt, so dass die Montage im Ergebnis eine andere ist und eine neue Narration entsteht. Dabei habe ich mich bewusst für eine Eingrenzung auf die berühmteste Szene des Films, den Mord unter der Dusche, beschränkt, um das jeweilige Prinzip und dessen Wirkung zu veranschaulichen. Die belassene und oft asynchron zur Neumontage verlaufene Tonspur dieser Szene bildet hierbei eine Referenz zum Original.
PSCHOMEAN, PSCHOMEDIAN und PSYCHOMODE sind ein Ergebnis meiner Beschäftigung mit automatischen Bildanalyseverfahren. Ich habe mich hier dem mean gray value, dem median gray value, sowie dem mode gray value experimentell genähert, indem ich zuerst die Einzelbilder der Duschszene extrahiert und mit ImageJ (Image Processing and Analysis in Java) analysiert habe, um sie dann aufsteigend geordnet neu zusammenzufügen. Dabei hat es mich fasziniert, dass es offenbar unmöglich ist, den narrativen Zusammenhang gänzlich zu zerstören, egal, in welche Reihenfolge die Bilder gebracht werden. Um die je unterschiedliche Verteilung im Original und in den Modifikationen aufzuzeigen, habe ich in einem weiteren Schritt sechs Diagramme mithilfe von ImagePlot erstellt. Sie zeigen die Höhe des jeweiligen Wertes zu einem bestimmten Zeitpunkt der Szene an.
Mittel-, Median- und Modalwert gelten als die drei measures of central tendency und werden auf je andere Weise bestimmt. Interessant dabei ist, dass sich deren Werte trotz ihrer scheinbaren Ähnlichkeit unterscheiden. Dies machen die drei entstandenen Clips buchstäblich sichtbar: Der mittlere Grauwertstellt den Durchschnittswert dar, er ist die Summe der Grauwerte aller ausgewählten Pixel geteilt durch die Pixelanzahl.PSCHOMEAN ist deshalb von kurz aufflackernden Bildern geprägt. Da das Original jedoch so stark im kulturellen Gedächtnis verankert ist, sorgt die Erinnerung an die Duschszene für einen kohärenten Zusammenhang. Der Medianwertist der mittlere Wert in einem aufsteigend geordneten Datenset. Die Kurve ist dem des Mittelwertes sehr ähnlich, im Ergebnis aber doch abweichend, dennPSYCHOMEDIAN ist weniger stark fragmentiert, einzelne Einstellungen sind wiederzuerkennen, die Bilder wiederholen sich aufgrund eines im Original eingesetzten Zooms rhythmisch. Der Modalwertschließlich ist der am häufigsten auftauchende Wert innerhalb eines Bildes. Er korrespondiert mit dem höchsten Punkt im Histogramm. PSYCHOMODE beginnt folglich mit langen Einstellungen, die jedoch gegen Ende immer kürzer werden und schließlich in ein Flackern übergehen, das den Schrecken des Mordes flashbackartig wiederzugeben scheint. Die Linearität ist in allen drei Varianten aufgehoben, ‚Vorher’ und ‚Nachher’ vermischen sich, so dass der alptraumhafte Mord als Vision oder aber paranoides Gedankenspiel Marion Cranes erscheint.
Mit diesem Experiment stehe ich in der Tradition einer Auseinandersetzung mit dem Erzählkino, gehe aber darüber hinaus, indem computergestützte Analyseinstrumentarien die Grundlage von PSYCHO* bilden. Die Auseinandersetzung mit dem Erzählkino ist eine Eigenart von Film- und Videoinstallationen wie sie seit Beginn der 1990er Jahre in Galerien und Museen anzutreffen sind. Eine bestimmte Form einer solchen Auseinandersetzung ist die des Remakes unter Verwendung von Found Footage. Douglas Gordon hat hier mit 24 HOUR PSYCHO (1993) Geschichte geschrieben. 24 HOUR PSYCHO zeigt Hitchcocks Original von 1960 verlangsamt abgespielt, auf 24 Stunden gedehnt. Inspiriert von dieser Vorgehensweise ist PSYCHO* entstanden, das als Remake eines Remakes zu verstehen ist, aber auch als Symbiose von Kunst und Technologie.
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